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«Viele wissen nicht mal, wo sie sind»

Wer sein Auto in Goppenstein auf den Zug verladen will, muss zuerst bei Alice Bellwald den Wegzoll bezahlen. Auskünfte und Ratschläge gibts gratis.

Fast scheint es, als hätte Alice Bellwald einen einsamen Job. Kurz vor der Abfahrt des Autozugs in Goppenstein Richtung Kandersteg bildet sich zwar eine kurze Kolonne. Die Kassierin hat die Autos aber rasch abgefertigt, dann wird es wieder still auf der Zufahrtsrampe zum Autoverlad. Man kann sich kaum vorstellen, wie es hier zu und her geht, wenn sich die Fahrzeuge in den Stosszeiten vor den drei Kassenhäuschen stauen. Heute bewältigt Alice Bellwald die Arbeit ganz allein. Es bleibt sogar Zeit für einen Schwatz mit den Kunden. Man kennt sich, viele sind Pendler, die im Lötschental wohnen und im Mittelland arbeiten. In der Hauptferienzeit seien es hingegen mehrheitlich Touristen, welche die schnelle und bequeme Strassenverbindung auf Schienen durch den Lötschbergtunnel benützten. Manche wüssten nicht einmal, wo sie sich genau befänden, erzählt die 51-jährige schmunzelnd: «Dann erkläre ich ihnen den Weg, wenn nötig auch auf Englisch, Französisch oder Italienisch. Oder mit Händen und Füssen.»

Allein im Kassenhäuschen

Alice Bellwald ist verheiratet und lebt seit ihrer Geburt im Lötschental. Als ihre beiden Kinder zur Schule gingen, kehrte die gelernte Coiffeuse ins Erwerbsleben zurück: «Es war ein Glücksfall, dass ich bei der BLS eine Teilzeitanstellung fand, denn es gibt hier oben nur wenige Arbeitsplätze.» Als sie 1998 Kassierin beim Autoverlad wurde, gab es am Bahnhof Goppenstein noch einen Fahrdienst und bediente Schalter für den Personenverkehr. Heute werden die Züge von Spiez aus überwacht, Billettautomaten, elektronische Tickets und Apps haben das Schalterpersonal abgelöst. Mit sieben Kassierinnen für den Autoverlad und ebenso vielen «Rampenmännern », welche die Fahrzeuge einweisen, ist das BLS-Areal aber nach wie vor belebt. Nur in der Spätschicht sei sie manchmal ganz allein, sagt Alice Bellwald. «Angst habe ich aber nicht, es gab hier noch nie einen Überfall.» Ein Räuber käme ja auch nicht weit, er sässe im Lötschental fest wie in einer Mausefalle.

Der Arbeitsplatz von Alice Bellwald ist eine kleine Kabine mit Toilette, Kühlschrank und Mikrowelle. Auch eine lange Schicht lässt sich so überstehen. Langweilig werde es ihr dank dem ständigen Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen nicht. Schwer tut sich Alice Bellwald nur mit schlecht gelaunten Kunden: «Wenn einer den Zug verpasst, kriegen wir schon mal etwas zu hören. Da heisst es: freundlich bleiben.» Zum Ausgleich gibts dafür auch einmal Blumen oder Pralinen von besonders netten Mitmenschen.

Weisse Alpenschafe und Tropenträume

Zuhause in Wiler kümmern sich Alice Bellwald und ihr Mann um die eigenen etwa 50 Weissen Alpenschafe, die Fleisch für den Eigenbedarf liefern. Der Wolf habe zum Glück noch keines gerissen. «Aber der Blitz hat einmal mehrere erschlagen.» Das Leben in den Bergen ist rau und manchmal einsam, doch könnte sie anderswo leben? «Wir waren einmal beim Schwager, der in Thailand lebt, in den Ferien. Ich habe drei Wochen lang nicht ans Lötschental gedacht. Ja, ich könnte mir schon vorstellen, nach der Pensionierung dort zu leben.»

 

Text: Mike Sommer
Bild: Anita Vozza

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