
Ein Jahrhundertereignis für den Schutzwald
Die Bewässerungsanlagen durchziehen den Schutzwald wie eine grosse Spinnwebe. Entsprechend müssen nach dem Unwetter nun über 100 Kilometer Wasserleitungen kontrolliert, von Ästen freigeräumt und repariert werden. Eine Herkulesaufgabe für Ferdinand Pfammatter und sein Team. Der Walliser ist Leiter Forstdienst bei der BLS und in dieser Funktion zuständig für den Schutzwald.
«Die Schäden sind beispiellos und wir können von einem Jahrhundertereignis sprechen. Teilweise wurde die Aufforstungsarbeit von Jahrzehnten zerstört», ordnet Pfammatter das Geschehen ein.
Während im Krisenmodus der ersten Tage die Bahnanlage gesichert wurde und das Verhindern von Erdrutschen vorrangig war, liegt nun der Fokus mit der Reparatur der Bewässerungsanlage auf einer langfristigen Herausforderung. «Wir müssen unbedingt die Bewässerung vor Beginn der Sommerhitze instand setzen, um schwerwiegende Folgen für den Wald zu verhindern», führt Pfammatter aus. Sonst steigen das Erdrutschrisiko oder die Gefahr von Borkenkäferbefall.
Aus dem Bürostuhl in den Steilhang
Wie aber sollte das zehnköpfige BLS-Forstteam im Wallis diesen sprichwörtlichen Berg an Arbeit rechtzeitig vor dem Sommer bewältigen? Den rettenden Gedanken hierzu hat Ferdinand Pfammatter in einer schlaflosen Nacht während der Ostertage. Bereits seit einigen Jahren nehmen Mitarbeitende bei der BLS an Umwelttagen teil. Dabei unterstützen sie die Forstteams bei der Aufforstung oder der Pflege von Lebensräumen zugunsten der Biodiversität (z. B. Steinhaufen für Reptilien).
Kurzfristig wurde ein Aufruf gestartet, dass sich Freiwillige im Rahmen eines solchen Umwelttags für die Aufräumarbeiten melden können. Dabei zeigt sich rasch die BLS-weite Hilfsbereitschaft. Innerhalb weniger Tage meldeten sich über 25 Teams aus praktisch allen Bereichen der BLS. Egal ob Mitarbeitende aus der Informatik, Bahnproduktion, dem HR oder dem Lokpersonal: In Teams von 2 bis 30 Personen sind sie alle nun an der Lötschberg-Südrampe mit Helm und Werkzeug anzutreffen. Ein Vergleich zeigt, dass der ausserordentliche Einsatz wirkt. So hat der grösste Einsatz einer Gruppe einem angestellten Förster umgerechnet ungefähr drei Wochen Arbeit erspart.
Die Auswirkungen sind noch Jahre spürbar
Selbst wenn noch einiges an Arbeit bleibt, für diesen Sommer ist Ferdinand Pfammatter auch dank der tatkräftigen freiwilligen Unterstützung wieder zuversichtlich für die Inbetriebnahme der Wasserleitungen. Trotzdem blickt Pfammatter nachdenklich in die Zukunft:
«Bis wir wieder in den Normalbetrieb übergehen können, dauert es wohl noch ein ganzes Jahr. Zudem wird die Wiederaufforstung Jahre in Anspruch nehmen.»
Damit der Schutzwald seine Funktion für die Bahnstrecke und das darunterliegende Tal auch in den nächsten Jahrzehnten erfüllen kann, werden er und sei Team weiter täglich im Einsatz sein.