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So rüsten wir unsere Züge für Eis und Schnee

Bevor der erste Schnee fällt, durchlaufen all unsere Züge einen Winter-Check. Werkstätte-Mitarbeiter Michael Krieg erklärt uns, was alles kontrolliert werden muss. Und warum einige unserer Züge einen Wintermantel brauchen.
Von Helene Soltermann
am 14.11.2025
Vorschaubild Video
Video: Alvaro Angelucci

Die Schnauze will gewärmt sein

Beheizt wird im Winter nicht nur das Innere des Zugs, sondern auch die Komponenten am Zug, die direkt dem Wetter ausgesetzt sind. Michael steht vor dem Führerstand und zeigt mit der Wärmebildkamera auf die Kupplung, die aus der Zugschnauze schaut. Auf dem Wärmebild sieht er, dass die Kupplungselemente aufheizen. «Das ist gut so.» Denn wenn sich an der Kupplung Schnee und Eis ansammelt, muss die Heizung den Schnee auftauen, damit die Züge trotzdem gekuppelt werden können. 

Einige unserer Züge, namentlich jene der Lötschberger-Flotte, erhalten sogar einen Plastik-Mantel um die Kupplung, damit sie im Winter weniger störungsanfällig sind. Mit ein paar Handgriffen hat Michael den Mantel an der Kupplung festgezurrt. Die Schläuche, Kabel und die Mechanik der Elektrogeräte sind nun vor Schnee geschützt.

«Wir sind parat. Der Winter kann kommen.»

Der winterliche Mantel um die Lötschberger-Kupplungen wurde von BLS-Mitarbeitenden entwickelt, weil man immer wieder Probleme beim Kuppeln hatte. Zuerst hat man orange Hauben über die ganze Kupplung gestülpt. Das bot zwar einen umfassenden Schutz vor Eis und Schnee, aber beim Kuppeln mussten die Lokführer jeweils aus dem Führerstand steigen und die Haube entfernen. «Mit dem neuen Mantel schützen wir die Kupplung immer noch genügend gut», sagt Michael. «Aber sie muss nur einmal angebracht werden und bleibt dann den ganzen Winter hindurch am Zug.» Angefertigt und geflickt werden die Plastikmäntel in der hauseigenen Sattlerei in Bönigen. 

Re465 schüttelt selbständig Schnee ab

Der Mantel als Schutz für die Kupplung ist nur eine Lösung, die von unseren Mitarbeitenden ausgearbeitet worden ist. Auch bei anderen Fahrzeugen tüfteln BLS-Ingenieure an Verbesserungen, um dem Schnee und der Kälte zu trotzen. 

Die Re465-Lokomotiven der BLS sind im Winter besonders gefordert. Sie ziehen Autoverladezüge durch den Lötschberg und den Simplon sowie den Goldenpass-Express durchs Simmental. Nach Betriebsschluss werden sie in Kandersteg und Goppenstein auf über 1000 Meter über Meer im Freien abgestellt und sind dem Wetter besonders exponiert.

Ein häufiges Problem: Bei starkem Schneefall können die auf dem Dach montierten Stromabnehmer zugeschneit werden. Ab einer gewissen Schneelast fehlt dann dem Stromabnehmer die Kraft, den Kontakt zur Fahrleitung zu halten. Durch die enorm hohe Spannung entsteht zwischen Fahrleitung und Stromabnehmer ein Lichtbogen, der viel Schaden anrichten kann. Um das zu verhindern, haben unsere Ingenieure die Lok so umgebaut, dass die Re465 die Schneelast selbständig erkennt und ihren Stromabnehmer automatisch mehrmals senkt und wieder hebt. Er schüttelt also den Schnee ab, bevor es zu einem Fahrzeugausfall oder sogar zu einem Defekt der Fahrleitung kommt. 

 
Bild Stromabnehmer optional
Nahaufnahme eines Stromabnehmers auf der Lok Re465. Rund sieben Kilogramm Schnee liegt auf dem Stromabnehmer – darum reicht die Kraft nicht, um ihn oben an die Fahrleitung zu drücken. Dank der Beschichtung kann der Schnee durch das schnelle Senken abgeschüttelt werden (Video: Jürg Bolliger).

Stromabnehmer wie Skier wachsen?

Besonders problematisch ist nasser, klebriger Schnee. Dieser bleibt auf der Oberfläche der Stromabnehmer haften und drückt sie nach unten. Um zu vermeiden, dass sich der Schnee überhaupt am Stromabnehmer ansetzt, hat die BLS in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) experimentiert. Inspiriert von Skiern, die mit Wachs gegen anhaftenden Schnee geschützt werden, haben sie die Oberfläche eines Stromabnehmers mit verschiedenen Beschichtungen behandelt und im Kältelabor nassen Schneefall simuliert. Besser als Skiwachs hat ein kunstharzbasierter Lack abgeschnitten. Dank diesem Lack haftet der Schnee weniger gut am Stromabnehmer an und kann besser abgeschüttelt werden. 

Das Projekt wurde im Rahmen der Allianz Fahrweg Normalspur, einer Branchenzusammenarbeit mehrerer Streckennetzbetreiber, realisiert. Weil die Versuche im letzten Winter gute Resultate zeigten, hat die BLS nun alle Re465 entsprechend umgerüstet. Funktioniert das Prinzip, könnte es auch bei anderen Zügen Schule machen – und dafür sorgen, dass der Eisenbahnbetrieb im Winter zuverlässiger funktioniert.

 

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