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Neues Leben für den alten Bahnhof

Weil der kleine Bahnhof Steinhof in Burgdorf umzieht, wird das Areal für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigt. Die BLS wollen das Entwicklungspotenzial ausschöpfen und planen gemeinsam mit Partnern eine moderne Überbauung.

Das Quartier Steinhof liegt etwas westlich des Zentrums von Burgdorf und hat eine bewegte Vergangenheit. Die einstige Brauerei ist längst verschwunden, doch das Gebäude des früheren Park-Hotels mitsamt dem Park und das Restaurant Steinhof stehen noch. Der BLS-Bahnhof, der Ende des 19. Jahrhunderts hier an der Strecke HasleRüegsau–Burgdorf gebaut worden war, ist ebenfalls ein Überbleibsel aus alten Zeiten und ein Überlebender aus den Pioniertagen der Eisenbahn. Doch irgendwann hat alles ein Ende.

Ein Bahnhof zieht um

Das Ende des Bahnhofs Steinhof ist bereits eingeläutet. Einem Ausbau der Eisenbahninfrastrukturen sind enge Grenzen gesetzt, da der Bahnhof in einer leichten Kurve liegt und zwischen zwei Strassenübergängen eingeklemmt ist. Eine Modernisierung ist aber unumgänglich, um die Sicherheit der Fahrgäste auf den Perrons zu verbessern und alle Publikumsanlagen behindertengerecht zu gestalten. Zudem sollten in Zukunft auch deutlich längere Zugkompositionen halten können, als dies heute möglich ist. Als beste Lösung hat sich schliesslich eine Verschiebung des Bahnhofs um etwa 200 Meter nach Süden in die unmittelbare Nähe des Spitals und des Bildungszentrums Emme erwiesen. Dort soll jetzt bis Ende 2021 ein neuer, moderner Bahnhof entstehen.

Mit diesem Entscheid stand die BLS als Eigentümerin des alten Bahnhofs vor der Frage, was mit dem nicht mehr gebrauchten Steinhof-Gelände geschehen sollte. In der Zwischenzeit wurden die Weichen gestellt, um dem gut 8000 Quadratmeter grossen Areal neues Leben einzuhauchen. Dazu haben sich die BLS und zwei weitere, private Grundstückeigentümer zusammengetan, um gemeinsam ein Projekt zu entwickeln. Ebenfalls mit von der Partie ist die Stadt Burgdorf, die das erforderliche Planungsverfahren leitet. Das Vorhaben muss zwar noch einige Hürden nehmen, aber die Signale stehen auf Grün.

Wohnen und Arbeiten an der Bahnlinie

Das Bauprojekt, das die Planungspartner in den vergangenen Jahren aufgegleist haben, sieht eine Überbauung mit rund hundert Wohnungen verschiedener Grössen in vier Neubauten vor. Die Erdgeschosse sind Dienstleistungen und Verkaufsflächen vorbehalten. Die beiden direkt am Bahntrassee vorgesehenen Gebäude werden der BLS gehören. Vermarkten wollen die drei Grundstückeigentümer die neue Überbauung aber gemeinsam, und zwar unter dem Namen Q34 – eine Abkürzung für «Quartier» und «3400», die Postleitzahl von Burgdorf. Es soll ein lebendiger Ort zum Wohnen und Arbeiten werden – attraktiv für Bewohner und Passanten dank der grosszügig gestalteten Aussenräume und dem Bahnanschluss. Das Konzept ist das Resultat eines Testplanungsverfahrens, aus dem die Arbeitsgemeinschaft der Büros Team K (Burgdorf) und Rollimarchini (Bern) als Sieger hervorgingen. Während die Stadt Burgdorf die Überbauungsordnung für das Areal ausarbeitet, sind die Architekten bereits mit den Detailplänen für die Überbauung beschäftigt. Bereits 2022 sollen die ersten Bewohner einziehen.

Sechs BLS-Areale werden frei für Neues

Burgdorf Steinhof ist kein Einzelfall. Die BLS verfügt über verschiedene Liegenschaften, deren Nutzung sich im Lauf der Jahre verändert hat oder noch verändern wird. Sechs Areale, welche die BLS in Zukunft für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigt, sind für das Unternehmen besonders interessant, denn in ihnen schlummert ein grosses Entwicklungspotenzial. Neben dem Steinhof sind dies das Suttergut (ebenfalls in Burgdorf), Bern Bümpliz Nord, Köniz Liebefeld, Spiez und Schwarzenburg. Überall hier werden Grundstücke für eine neue Nutzung frei. «Der Stand der Projektentwicklung ist an den verschiedenen Standorten unterschiedlich», sagt Joël Buntschu, Leiter der Projektund Arealentwicklung bei den BLS Immobilien, «aber wir möchten unsere Projekte überall in den kommenden fünf bis 15 Jahren realisieren. Zum Teil schliessen wir uns dabei mit privaten Partnern zusammen wie beim Steinhof, zum Teil agieren wir aber auch alleine. Aber immer arbeiten wir eng mit der Gemeinde zusammen. Schwerpunkt der zukünftigen Nutzung wird an allen Standorten das Wohnen sein.»

Ergänzung zum Transportgeschäft

Das ist eine neue Entwicklung: Die BLS, deren Kerngeschäft die Beförderung von Menschen und Gütern auf Schiene, Strasse und Wasser ist, realisiert Wohn- und Geschäftsüberbauungen und bewirtschaftet sie. Genau aus diesem Grund hat das Unternehmen die Tochterfirma BLS Immobilien AG gegründet. In deren Portfolio befinden sich die erwähnten sechs Entwicklungsareale sowie die beiden BLS-Geschäftssitze in Bern und in Burgdorf – nicht aber die übrigen Liegenschaften, die für den eigentlichen Bahnbetrieb benötigt werden. Der Zweck der Firma bestehe darin, die Liegenschaften langfristig zu erhalten und zu entwickeln, erklärt Joël Buntschu: «Wir sind eine kleine, schlanke Organisation, die schnell reagieren kann, um Chancen wahrzunehmen.» In der ersten Phase wird die BLS vor allem investieren müssen, doch schon bald werden die nicht mehr für den Bahnbetrieb benötigten Grundstücke Erträge abwerfen. Diese Erträge wird man auch in Zukunft für den Unterhalt der Liegenschaften und für allfällige Neubauten sinnvoll einsetzen können. Der neue Unternehmenszweig kann also das wirtschaftliche Fundament der BLS langfristig stärken.

Bauliche Entwicklung nach innen

Wenn aus ehemaligen Bahnarealen der BLS moderne Quartiere werden, die eine hohe Lebensqualität bieten und in denen neues Leben pulsiert, dann profitieren auch die Standortgemeinden. Für die meisten von ihnen sind die Zeiten längst vorbei, als man fast uneingeschränkt ständig neues Bauland einzonen konnte. Neuer Wohnraum kann vielerorts nur noch durch verdichtetes Bauen entstehen. Oder wenn bestehende Baulücken erschlossen und Brachflächen einer neuen, sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Burgdorf etwa wächst seit etwa 20 Jahren nur noch nach innen. Gegenwärtig sind bei der Stadt gleich zwölf Arealentwicklungsprojekte in Bearbeitung. Sie alle sollen wie die Überbauung am alten Bahnhof Steinhof dazu beitragen, dass Burgdorf ein vitaler Wohn- und Wirtschaftsstandort bleibt.

 

Text: Mike Sommer
Bilder: BLS, Rollimarchini AG

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