Erlebnis Bahnfahrt
Ihr Weg ins Lötschberger-Land
Auch nach Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels hat die klassische Lötschber-Bergstrecke zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis nichts von ihrem Reiz verloren. Bahn- und Naturfreunde überlassen den Weg durch den 34.6 Kilometer langen Basistunnel deshalb den Eiligen und geniessen stattdessen herrliche Ausblicke ins Kandertal und die Fahrt über die atemberaubenden Südrampe-Viadukte. Aber auch die Orte und Täler entlang der Bahnlinie locken mit ihren attraktiven Freizeitmöglichkeiten immer wieder zu einem Besuch.
1 Zug – 2 Ziele: richtig einsteigen – gut ankommen
Der RegioExpress Lötschberger bringt Sie direkt von Bern nach Brig oder Zweisimmen. In Spiez wird der Zug getrennt. Die beiden vorderen Zugteile fahren nach Frutigen-Kandersteg-Goppenstein-Brig, der oder die hintere/-n setzen ihre Fahrt in Richtung Zweisimmen fort. Bitte beachten Sie also bereits beim Einsteigen die Anschriften (Fahrziel) am Zug.
Strecke Bern–Spiez
Das Tal zwischen Bern und Thun ist nach der Aare, einem der längsten und schönsten Flüsse der Schweiz, benannt. Die Aare entspringt den Aargletschern im Grimselgebiet, durchströmt Brienzer- wie Thunersee und schlängelt sich am Belpberg vorbei nach Münsingen und Bern. In Bern umfliesst die Aare den mittelalterlichen Stadtkern und die idyllische Engehalbinsel.
Die Bernerinnen und Berner lieben ihren Fluss: Das Bad im kühlen Nass und die gut dreistündige Bootsfahrt von Thun nach Bern gehören zu den beliebtesten Freizeitvergnügen und ist bei Einheimischen so beliebt wie anderswo der Sonntagsspaziergang. Zugreisende erhalten bei der Überquerung der Uttigenbrücke einen Eindruck vom bunten Treiben auf und an der Aare. Je nach Wasser- und Wellenstand befindet sich unter der Uttigenbrücke die einzige heikle Stelle auf der ansonsten gemütlichen Strecke.
In Thun angekommen fällt sofort auf, weshalb der malerische Ort am gleichnamigen See auch das «Tor zum Berner Oberland» genannt wird. Thun liegt eingebettet in die majestätische Bergwelt der Alpen.
Spiez liegt eingebettet zwischen Hügel und Rebhänge und mit Blick auf die Berge des Berner Oberlands am Ufer des Thunersees. Spiez ist die Heimat des berühmten «Spiezer»-Weines.
Strecke Spiez–Zweisimmen
Das Simmental ist das längste Tal des Berner Oberlands. Vom Wildstrubelmassiv ob Lenk bis zum Talausgang bei Wimmis sind es 50 Kilometer. Während einer Fahrt von Spiez nach Zweisimmen oder umgekehrt gibt es also viel zu sehen.
Schon Felix Mendelssohn Bartholdy, ein bekannter deutscher Komponist, rühmte das Simmental auf seinen Reisen als «das grünste Tal Europas». In der Tat weicht die bedrohliche Enge am Anfang des Tales schon bald einer herrlich grünen Weite, durchsetzt von kunstvoll geschmückten Bauernhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die von längst vergangenen Zeiten erzählen. Das Säbelzahnhaus ob Oey aus dem Jahr 1738 zum Beispiel lädt mit den Worten «Komm ruh Dich aus müder Wanderer» zur gemütlichen Rast auf der schattigen Holzbank ein.
Sowieso lassen das Nieder- und Obersimmental die Herzen begeisterter Naturliebhaber, Sportler und Wanderer höher schlagen. Gäste aus aller Welt bestaunen die tosenden Simmenfälle oder den leicht versteckten Iffigfall in der Nähe von Lenk, umwandern das tiefblaue Flueseeli im Wildstrubelgebiet oder geniessen im Winter rasante Abfahrten auf den Pisten der verschiedenen Schneesportgebiete.
Strecke Spiez–Kandersteg
Von Spiez aus führt die Strecke in einer gleichmässigen Steigung von 15 Promille zuerst durch das Frutigtal über Reichenbach bis nach Frutigen. Erst hier beginnt das 13 Kilometer lange Kandertal, das Frutigen mit Kandersteg verbindet und als eigentliche Bergstrecke der BLS-Nordrampe gilt.
Warum, wird sogleich klar: Nach der Ausfahrt Frutigen steigt die Strecke mit 27 Promille an und führt neben der Ruine Tellenburg vorbei auf das meistfotografierte Bauwerk der Lötschberg-Linie, den imposanten Kanderviadukt, zu. Es folgt Kandergrund, die einzige Ortschaft des Kandertals. Der Name Kander wird auf das keltische «kandara» (die Glänzende, die Weisse) zurückgeführt. Tatsächlich erhascht man zwischen den unzähligen Tunneln immer wieder einen Blick auf die glänzende und schäumend weisse Kander, die sich im Talgrund dahinschlängelt.
Nach einer Kehrtwendung in Süd–Nord-Richtung schraubt sich die Strecke weiter den Berghang hoch. Immer wieder verschwindet sie in dunkeln Tunneln oder führt über spektakuläre Viadukte, wie zum Beispiel den 40 Meter langen Haltenwaldviadukt. Hier taucht die Bahn in den 1655 Meter langen Kehrtunnel ein, der die Fahrtrichtung wieder in nord-südliche Richtung bringt. Die atemberaubende Reise geht weiter durch Tunnel und über Brücken und erreicht nach 31,5 Kilometern Kandersteg, Tor des Lötschbergtunnels.
Strecke Goppenstein–Brig
Nach rund 8 Minuten Fahrzeit im Lötschberg-Tunnel hält der Zug im Bahnhof Goppenstein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben, während den Bauarbeiten für den Eisenbahntunnel, weit über dreitausend Arbeiter in dem kleinen Ort gelebt. Heute sind von den gesamthaft 1500 Bewohnern des Lötschentals nur noch wenige Menschen in dem Weiler zuhause. Dem seit jeher abgeschiedenen Lötschental sind zahlreiche Bräuche und Traditionen erhalten geblieben, die jedes Jahr einige Touristen anlocken.
Der Zug fährt weiter am östlichen Hang, der engen Lonzaschlucht entlang, und überquert das gleichnamige Viadukt, bevor er erneut in die Finsternis eintaucht. Der Wechsel zwischen Hell und Dunkel geht noch eine Weile weiter, bevor sich plötzlich die wunderbare Weite des Rhonetals auftut.
Dieser Streckenabschnitt wird nicht umsonst Südrampe genannt: Sonnigen Hängen entlang überwindet der Zug im leichten Gefälle 450 Höhenmeter bis hinunter ins Tal. Nicht nur das eindrückliche und sogar für die heimische Modelleisenbahn erhältliche Bietschtalviadukt, sondern auch die vielen spannenden Sehenswürdigkeiten haben der Strecke den Status eines Klassikers eingebracht: Man fährt vorbei an kleinen, steilen Weinrebengärten, an historischen, künstlich erschaffenen Bewässerungssystemen oder am Grab des Dichters Rainer Maria Rilke.
Wenn der Talboden nach der Südrampe erreicht ist, ist der Bahnhof Brig nicht weit weg. Das Städtchen mit dem markanten Stockalper-Schloss, wartet darauf, erkundet zu werden.
Strecke Brig–Domodossola
Kurz nach Brig verschwindet der Zug im 19,8 km langen Simplontunnel. Der Simplontunnel ermöglicht seit seiner Eröffnung im Jahr 1906 den direkten Zugverkehr zwischen Italien und der Schweiz. Nach einer atemberaubenden Strecke trifft der Zug in der italienischen Stadt Domodossola ein. Die Provinzhauptstadt verbindet die alpine Kulisse mit südländischem Ambiente. In den antiken Gassen lässt sich die bewegte Vergangenheit der Stadt erahnen. Der Samstagsmarkt lockt noch heute viele Ausflügler in die ehemalige Handelsmetropole und das UNESCO-Welterbe Sacri Monti im Piemont mit eindrücklichen Landschaften und Aussichten lädt zum Wandern ein.
Daten und Fakten zum Lötschberger
zur Bergstrecke
Kulminationspunkt im Lötschbergtunnel bei Km 7.234 Gesamte Länge Frutigen–Brig Länge Nordrampe Frutigen–Nordportal Lötschbergtunnel Länge Südrampe Brig–Südportal Lötschbergtunnel Grösste Neigung an den Rampen Kleinster Kurvenradius Anzahl Bahnhöfe und Haltestellen Frutigen–Brig Anzahl Brücken Anzahl Tunnels |
60 km 20 km 26 km 27‰ 280 m 8 166 51 |
zum Bau
Konzessionierung Baubeginn Nord- und Südrampe Beginn der mechanischen Tunnelbohrung, Nordseite Durchschlag Lötschbergtunnel Erste Tunneldurchfahrt eines Zuges Betriebsaufnahme der BLS Fertigstellung des Doppelspurausbaus Spiez–Brig Fertigstellung des Ausbaus für Rollende Landstrasse |
23.12.1891 15.10.1906 07.03.1907 31.03.1911 03.06.1913 15.07.1913 08.05.1992 11.06.2001 |
Baukosten Frutigen–Brig (Preisstand 1913) Max. Arbeiterbestand Nordrampe Max. Arbeiterbestand Südrampe Max. Arbeiterbestand Scheiteltunnel beidseitig pro Tag |
CHF 138 Mio 2500 Personen 3000 Personen 3250 Personen |
Bau des ScheiteltunnelsDurchschnittliches Vorrücken pro Tag |
7.33 m |