Zweitausbildungen

Tizian Dähler im Interview

Knapp zwei Wochen nach seiner Lokführer-Prüfung begleiten wir Tizian Dähler im Führerstand. Der 26-Jährige hat sich nach einem Bachelor in Englisch und Betriebswissenschaften an der Uni Bern gegen das Weiterstudieren und für seinen Traumberuf entschieden.

Tizian, wie fühlt es sich an, allein im Führerstand zu sitzen?

Am ersten Tag war ich extrem nervös. Die Erfahrung all jener, die während der Ausbildung neben mir gesessen haben, ist plötzlich weg. Manchmal schaue ich rüber und denke – willst du nicht mal was sagen? Und dann merke ich – ah, ich bin allein. Aber es geht immer besser. Ich fange an, es zu geniessen.

Wieso bist du Lokführer geworden?

Als kleiner Bub habe ich die Lokführer bewundert. Und ich hatte schon früh eine Modelleisenbahn – die habe ich noch heute. Es hat mich immer fasziniert, ich weiss auch nicht genau wieso. Also habe ich mich gegen das Masterstudium entschieden und mein Leben abrupt geändert.

Und was sagst du nach der Ausbildung – ist Lokführer ein Traumjob?

Es ist ein strenger Job. Wenn du frühmorgens im Regen einen Zug vorbereiten musst oder unregelmässige Schichten arbeitest. Aber mir gefällt es.  Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Wie hast du die Ausbildung erlebt?

Das Lernen an sich hatte ich von der Uni her noch intus, das war ein Vorteil. Von der Technik hatte ich keine Ahnung, da musste ich vieles von Grund auf lernen. Entscheidend ist, dass du Interesse mitbringst. Aber die Fahrdienstvorschriften waren schon nahrhaft – das ist unsere Bibel.

Ihr habt eine eigene Bibel?

Wir beten zwar nicht dazu, aber da steht drin, was wir tun und lassen sollen. Dass du ausgeruht zur Arbeit erscheinen musst, wie du einen Bremsweg berechnest, was Signale bedeuten. Das ist das komplette Werk, etwa 1000 Seiten.

Und das kannst du jetzt auswendig.

Nein, aber die Prozesse, die darin beschrieben sind, musst du schon im Griff haben. Wenn eine Störung auftritt, kann ich nicht sagen: Geschätzte Fahrgäste, wir müssen kurz warten, der Lokführer muss etwas in seinem Reglement nachlesen. Aber für Fälle, die selten auftreten, haben wir auch Checklisten zur Verfügung.

Wie sind Theorie und Praxis in der Ausbildung verknüpft?

Das ist wohl das Schwierigste überhaupt – die Anwendung der Theorie im Feld. Zu Beginn schaust du nur den Lehrlokführern zu, beobachtest, stellst Fragen. Nach etwa fünf Monaten bin ich erstmals selbst gefahren. Ich muss sagen, die Lehrlokführer sind sehr gut auf mich eingegangen. Ich konnte mich so entwickeln, wie ich es richtig finde, denn jeder Lokführer fährt ein bisschen anders. Ich fahre zum Beispiel ab und zu gerne mit dem Tempomat – andere machen das nie.

Was muss jemand für die Ausbildung mitbringen?

Er muss absolut selbstständig arbeiten können. Du kannst nicht wie im Büro einen Kollegen fragen: Wie würdest du das jetzt machen? Und zudem musst du natürlich Freude haben an der Technik und an der Eisenbahn als Gesamtsystem. Zum Beispiel musst du bis zu einem gewissen Grad auch ein Stellwerk verstehen, damit du ideal mit dem Fahrdienst zusammenarbeiten kannst.

Wirst du bis zur Pensionierung Zug fahren?

Das weiss ich nicht. Mich fasziniert die Eisenbahn grundsätzlich, da gibt es auch andere Rollen, die mich interessieren. Aber in den nächsten Jahren steht der Lokführerberuf sicher nicht zur Diskussion.
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