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«Einmal Schiff, immer Schiff»

Der 34-jährige Faton Dodaj arbeitet als Service-Leiter auf dem Dampfschiff Blümlisalp. Das kann stressig sein. Aber auch ziemlich schön: «Ich schätze die Ferienatmosphäre – und die Sonnenuntergänge auf den Abendfahrten.»

1998 musste die Familie Dodaj das Land verlassen. Die Lage in ihrer Heimatstadt Pristina war zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht dramatisch. Bald darauf aber versetzte der Kosovo-Krieg das ganze Land ins Chaos. Faton Dodaj kam mit seinen drei jüngeren Schwestern und der Mutter nach Thun. Sein Vater hatte den Kosovo schon zehn Jahre zuvor in Richtung Schweiz verlassen. Mit 15 in eine neue Heimat zu kommen, sei wahrlich nicht einfach, bemerkt Faton. Er habe sich aber erstaunlich schnell zurechtgefunden, vor allem weil er sich enorm ins Zeug legte, um die Sprache zu lernen.

Gäste im Ferien-Modus

Seine erste Anstellung fand er im Hotel Freienhof in Thun. Eher durch Zufall, «das Gastgewerbe war nie mein Ziel gewesen», erinnert er sich. Aber die Arbeit gefiel ihm. Er hatte immer mehrere Jobs gleichzeitig, half auch bei Party-Service-Unternehmen aus. Daneben besuchte er Weiterbildungskurse. Vor zwölf Jahren stiess er dann zur BLS Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee – auch, weil sein Vater während rund zehn Jahren auf BLS-Schiffen gekocht hatte. Er trat eine Stelle im Service an, heute arbeitet er als Service-Leiter vor allem auf dem Dampfschiff Blümlisalp, das in diesem Jahr ein Jubiläum feiert.

Dabei gefällt ihm in erster Linie der Rhythmus der Arbeit, es gebe sehr stressige Phasen, dann aber auch wieder etwas ruhigere. «Wenn wir bis zu 200 Gästen innerhalb von zwei Stunden ein Drei-Gang-Menü oder A-la-carte-Speisen servieren und dazu noch einkassieren, kann es schon ein bisschen hektisch werden», sagt Faton. Allerdings sei die Atmosphäre auf dem Schiff anders als in der herkömmlichen Gastronomie: «Unsere Gäste sind in der Regel entspannter, fühlen sich ein bisschen wie in den Ferien. Das macht sie verständnisvoller und erleichtert uns die Arbeit.»

Auch er selber ist immer noch begeistert von Atmosphäre und Aussicht auf dem See. Das Panorama kann er seinen Gästen problemlos erläutern, besonders angetan haben es ihm die Feierabend-Fahrten mit dem DS Blümlisalp. Da erlebe man eine einmalige Stimmung, die man auch während der Arbeit geniessen könne.

«Schnell und verlässlich»

Faton Dodaj arbeitet von März bis Mitte Januar, dazwischen besucht er Familie und Freunde im inzwischen selbständigen Kosovo. Seine Mutter und die drei Schwestern sind wieder in die alte Heimat zurückgekehrt, nur noch er und sein Vater leben in Thun. Ob er sich dereinst wieder ein Leben im Kosovo vorstellen kann? Er zuckt mit den Schultern, eher nicht, soll das wohl heissen. «Ich gehe in meinen Ferien dorthin, das ist nicht das normale Leben.» Seine Schwestern hätten studiert und gute Jobs gefunden, aber die Arbeitslosigkeit betrage 35 Prozent. «Und hier in der Schweiz ist alles viel verlässlicher und besser organisiert – das schätze ich sehr.»

Seine Arbeit wiederum wird auf dem Schiff sehr geschätzt: «Er ist schnell und zuverlässig, man kann sich immer auf ihn verlassen», sagt seine Arbeitskollegin Vreni Pieren. Als Nächstes will Faton Dodaj das Wirtepatent erwerben, auf den BLS-Schiffen dürfte er aber noch lange arbeiten. «Man sagt ja: Einmal Schiff, immer Schiff – diese Regel könnte für mich auch gelten», sagt er und lacht.

 

Text: Peter Bader
Bilder: Anita Vozza

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